Small- und Mid-Caps: Entwicklungspotenziale beim B.A.U.M. Fair Future Fonds
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Interview mit Christian Pass, Portfolioberater der GLS Investments
Der Mittelstand galt lange als Hebel, eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft breitenwirksam zu gestalten. Doch aktuelle geopolitische Krisen, ein neuer Rüstungswettlauf und nicht zuletzt die hohe Inflation setzten kleinen und mittelständischen Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen zuletzt besonders zu. In dem Kontext stellt sich die Frage: Steckt die nachhaltige Transformation in der Krise? Und welche Rolle spielen kleinere Unternehmen heute noch im Markt, wenn Big-Tech Unternehmen, die sogenannten „Magnificent Seven“, hohe Gewinne erzielen und Indices treiben?
Um der Antwort auf diese Frage näher zu kommen, lohnt sich ein Blick auf den B.A.U.M. Fair Future Fonds. Dieser wurde vor nunmehr fünf Jahren mit dem Ziel aufgelegt, den nachhaltigen Mittelstand zu stärken und somit die nachhaltige Transformation voranzutreiben. Wir haben mit dem zuständigen Portfolioberater Christian Pass gesprochen und ihn gefragt, wie der B.A.U.M. Fair Future Fonds sich in der zuletzt sehr herausfordernden Marktlage behauptet hat und wo er Potenziale für die Zukunft sieht.
Herr Pass, im Oktober 2023 feierte der Fonds seinen fünften Geburtstag. Was war die Idee hinter dem Fonds?
Christian Pass: Der B.A.U.M. Fair Future Fonds ist ein Gemeinschaftsprojekt der GLS Investments, der Green Growth Futura und dem Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. Mit Auflage des B.A.U.M. Fair Future Fonds wollten wir unseren Anleger*innen die Möglichkeit geben, bewusst den nachhaltigen Mittelstand zu stärken. Dafür investiert der Fonds vorwiegend in kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die in ihrem gesamten Geschäftsmodell Ressourcen sorgsam und schonend einsetzen. Aufgrund ihrer übersichtlichen Struktur gelingt es KMU in der Regel sehr gut, nachhaltige Prozesse konsequent auf alle Geschäftsbereiche zu übertragen.
Nach welchen Kriterien werden die Investitionen geprüft?
Christian Pass: Neben den klassischen quantitativen Kriterien legen wir einen hohen Wert auf die Prüfung qualitativer Merkmale. Die Expert*innen der Green Growth Futura durchleuchten vorab also nicht nur die Standard-KPIs, sondern führen darüber hinaus eine umfassende und sehr strenge Nachhaltigkeitsanalyse durch. Vor Aufnahme in das Anlageuniversum durchläuft jedes Unternehmen ein mehrstufiges Auswahlverfahren. Grundlage dessen ist ein strenger Kriterienkatalog aus Ausschluss- und Positivkriterien. Ein prominent besetzter Nachhaltigkeitsbeirat mit ausgewiesenen Expert*innen entscheidet dann über die Aufnahme des jeweiligen Unternehmens in das Anlageuniversum und sichert somit die hohe Qualität des Portfolios.
Doch auch nach Aufnahme in das Anlageuniversum bleiben die Expert*innen der Green Growth Futura im kontinuierlichen Dialog mit Unternehmensvertreter*innen und besprechen etwaige Kontroversen und einen angemessenen Umgang mit diesen. Diese sogenannten Engagement-Dialoge sind wichtig, da sie einen wertvolle Einblicke in das Alltagsgeschäft der Unternehmen geben, zum anderen aber auch ermöglichen, dass Vorstellungen und Wünsche direkt bei den richtigen Ansprechpartner*innen platzieren werden können. Aus unserer Sicht ist das ein wichtiger Hebel für die nachhaltige Transformation.
Der Fonds investiert in Unternehmen des Mittelstandes. Wie sieht die Portfoliostruktur konkret aus?
Christian Pass: Der Fonds investiert in die Branchen und Unternehmen, die sich mit den wichtigen Zukunftsmärkten wie Energie, Ressourceneffizienz, Infrastruktur, Bauen und Wohnen, Mobilität, Wasser, Gesundheit, Abfallvermeidung oder Digitalisierung beschäftigt - selbstverständlich immer unter der Beachtung nachhaltiger Aspekte. Der Fokus des Fonds liegt auf Industrieunternehmen, die IT-Branche sowie Gesundheit, die zusammengenommen mehr als 50 Prozent des Fondsvolumens ausmachen. Im Mittelpunkt stehen kleinere Unternehmen. Mehr als ein Drittel der investierten Titel erwirtschaften einen Umsatz von nicht mehr als einer Milliarde Euro. Wert gelegt wird auf eine granulare Portfoliostruktur. Bei insgesamt ca. 90 Positionen, machen die Top 10-Positionen rund ein fünftel des Fondsvolumens aus. Geographisch liegt der Schwerpunkt mit fast 75 Prozent des Portfolios auf Europa, wobei ein Drittel des Fonds aus deutschen Titeln besteht.
Seit letztem Jahr ist klar, dass die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) auch kleine und mittelständische perspektivisch betreffen wird. Nachhaltige Berichterstattung wird von der Kür zur Pflicht. Wie sehen Sie diese Entwicklungen?
Christian Pass: Die Einführung der Berichtstandards stellt einige KMUs vor Herausforderungen, da sie bislang über wenig finanzielle und personelle Ressourcen verfügen, um die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen. Gleichzeitig kann sich die Erhebung von Nachhaltigkeitsdaten auch positiv auf KMUs auswirken. Durch die verbesserte Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten werden KMU zum Beispiel besser vergleichbar und dementsprechend für den Finanzmarkt zugänglicher beziehungsweise attraktiver. Zusätzlich bleibt zu hoffen, dass die systematische Erhebung von Nachhaltigkeitsdaten auch dazu führt, dass Unternehmen ihren eigenen Anspruch in Sachen Nachhaltigkeit erhöhen.
Die Entwicklung der kleineren und mittelständischen Unternehmen waren zuletzt nicht mit der von großen Aktienindices vergleichbar. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Christian Pass: Wir sind mit einer positiven Wertentwicklung aus dem Jahr 2023 gekommen. Seit Beginn des Jahres bewegt sich die Performance des B.A.U.M. Fair Future Fonds seitwärts mit zuletzt positiven Tendenzen im Mai. Sie haben jedoch Recht, dass diese Entwicklung nicht mit der der großen Indices vergleichbar ist. Insbesondere große Big-Tech Unternehmen und die KI-Branche haben diese positive Entwicklung getrieben. Als häufig Wachstumsunternehmen haben kleinere und mittelständische Unternehmen unter den hohen Zinsen gelitten und konnten nicht von den Bewegungen am Markt profitieren. So lag die Entwicklung des MSCI Europe Large Cap mit Unternehmen mit großer Marktkapitalisierung deutlich über dem MSCI Europe Mid Cap mit Unternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung. Auch der B.A.U.M. Fair Future Fonds investiert primär in kleine und mittelständische Unternehmen und hatte unter diesen Marktbedingungen teilweise Schwierigkeiten. Dennoch sind wir aber für die Zukunft optimistisch gestimmt.
Woher kommt dieser Optimismus?
Christian Pass: In der Vergangenheit haben kleine und mittlere Unternehmen an der Börse einen Bewertungs-Aufschlag gegenüber großen Unternehmen gehabt, zumindest ist es die meiste Zeit so gewesen. Dieses Verhältnis hat sich 2022 und 2023 auch aufgrund der zuletzt hohen Zinsen umgekehrt und damit bei vielen Unternehmen im B.A.U.M. Fair Future Fonds zu einer attraktiven relativen Bewertung geführt. Hier glauben wir, dass es zeitnah die Chance gibt, von dem Angleichen dieser Bewertung-Diskrepanz zu profitieren.
Wodurch könnte diese Diskrepanz ausgeglichen werden?
Christian Pass: Unsere Beobachtung des Marktes ist, dass es zwischen der Wertentwicklung von kleinen und mittelständischen Unternehmen und Anleiherenditen eine höhere negative Korrelation herrscht, als zwischen der Wertentwicklung von großen Unternehmen und Anleiherenditen. Wenn die Zinsen wieder sinken, haben wir daher Grund zur Annahme, dass sich kleinere und mittlere Unternehmen wiederum besser als der Gesamtmarkt entwickeln werden. So würden sich auch die Bewertungen der Unternehmen wieder entsprechend anpassen.
Wann wird es soweit sein?
Christian Pass: Die Expert*innen am Markt gehen davon aus, dass die Leitzinsen im Sommer sinken könnten. Aktuell gibt es jedoch gegenläufige Entwicklungen, die die Entscheidungen der Notenbanken die Leitzinsen wieder zu senken schwieriger macht.
Für wen eignet sich der B.A.U.M. Fair Future Fonds?
Christian Pass: Der Fonds eignet sich für alle Anleger*innen, die Interesse daran haben, ihr Geld langfristig in eine enkeltaugliche Zukunft zu investieren. Insbesondere in Zeiten, in denen Big-Tech proportional sehr große Anteile bekannter Aktienindices ausmachen, können kleine und mittelständische Unternehmen das Portfolio diversifizieren. Der B.A.U.M. Fair Future Fonds kann hier ein gutes Gegengewicht in einem ausgeglichen Portfolio darstellen. Zusätzlich können Anleger*innen jedes Jahr transparent im Investitionsbericht nachvollziehen, in welche Unternehmen ihre Investitionen fließen. Auch finden sie dort zahlreiche Informationen über die strengen Anlagekriterien oder Beispiele für konkrete Engagement-Aktivitäten. Der B.A.U.M. Fair Future Fonds leistet auf unterschiedlichsten Ebenen einen Beitrag für soziale und ökologische Gerechtigkeit.
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