11.10.2023

5 Jahre B.A.U.M. Fair Future Fonds – eine sozial-ökologische Bilanz

Den nachhaltigen Mittelstand stärken und ihn auf dem Weg zur Transformation begleiten – mit diesem Anspruch riefen Maximilian Gege, damaliger Vorsitzender des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), die GLS Bank sowie die Green Growth Futura ein ambitioniertes Gemeinschaftsprojekt ins Leben: den B.A.U.M. Fair Future Fonds. Fünf Jahre sind seitdem vergangen – Zeit für eine erste Bilanz, was der Fonds bewegen konnte.  

Herr Prof. Dr. Gege, Sie wollten 2018 den Beweis antreten, dass Investitionen in börsennotierte Mittelständler ein ‚tiefgrünes‘ Finanzprodukt ermöglichen. Denn besonders diese Unternehmen seien der Schlüssel für die nachhaltige Transformation der Wirtschaft.  Lassen Sie uns auf die Anfänge zurückblicken. Was hat Sie motiviert?   

Als Mitgründer des B.A.U.M. e.V., einer der europaweit größten nachhaltigen Wirtschaftsinitiativen hat es mich immer wieder fasziniert, mit welcher Leidenschaft und welchen Ideen mittelständische Unternehmen nachhaltige und vorbildliche Geschäftsmodelle entwickelt haben. Doch in vielen Kapitalmarktfonds waren diese Unternehmen nicht vertreten. Dort fand ich immer wieder vor allem multinationale Konzerne, die häufig auch mit enormen Skandalen belastet waren.  

Mir war es daher ein Anliegen, die sozialen und ökologischen Vorreiter im Mittelstand mit einem Fonds zu begleiten. Dazu brauchte es natürlich auch glaubwürdige Partner an unserer Seite. Mit der GLS Bank als größte Nachhaltigkeitsbank in Deutschland fand ich meine Wunschpartnerin. Gemeinsam erarbeiteten wir ein Fondskonzept, um diese Unternehmen zu identifizieren und langfristig zu unterstützen. Wir definierten strenge Anlagekriterien, um Anleger*innen zu zeigen, was wir für nachhaltig halten – was aber auch nicht.  

Wie sind Sie vorgegangen? Wie finden Sie die nachhaltigen Mittelständler?  

Die Identifizierung von nachhaltigen Mittelständlern ist und bleibt eine Herausforderung. Das liegt unter anderem daran, dass es vergleichsweise wenig Nachhaltigkeitsinformationen zu Mittelständlern gibt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Eine systematische Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ressourcenintensiv und die personelle Besetzung von Nachhaltigkeitsabteilungen häufig begrenzt. Weiterhin war das Interesse an Nachhaltigkeitsinformationen von mittelständischen Unternehmen womöglich lange nicht vorhanden. Größere ESG-Ratingagenturen bewerten kleinere Unternehmen seltener, da hier weniger Nachfrage besteht. Um diese Lücke zu füllen und Aussagen über die Nachhaltigkeit von mittelständischen Unternehmen treffen zu können, haben wir uns entschieden, die Green Growth Futura (GGF) zu gründen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, vor allem kleine und mittelständische Unternehmen auf ihre sozialen und ökologischen Merkmale hin zu bewerten. Mittlerweile berät die GGF zusätzlich z. B. Vermögensverwalter, Family Offices und Stiftungen bei der Auswahl ihrer nachhaltigen Investments. 

Welche konkreten Methoden werden dafür genutzt? 

Wir haben bei der GGF zunächst eine neue, innovative Bewertungsmatrix für relevante Unternehmen und anschließend ein eigenes Bewertungstool entwickelt. Dabei haben wir uns stark am Deutschen Nachhaltigkeitskodex orientiert. Da dieser Kodex besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen eine Orientierungshilfe für die unternehmerische nachhaltige Entwicklung gibt, passte das Konzept gut zum Research-Ansatz. In einem eigenen Bewertungsverfahren durchleuchten wir die Unternehmen in den Bereichen Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Soziales auf insgesamt 70 Einzelindikatoren. Abgesehen von bekannten Indikatoren wie CO2-Emissionen, dem Einsatz Erneuerbarer Energien, Energieeffizienz oder der paritätischen Besetzung in der obersten Managementebene prüfen wir außerdem, inwiefern die Nachhaltigkeit durch klare Verantwortlichkeiten in der Unternehmensstruktur integriert wurde oder inwiefern das Unternehmen in der vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungskette Verantwortung übernimmt. 

Seit der Erstfassung hat es mehrere Überarbeitungen gegeben. Wir haben in der Vergangenheit zusätzliche Fragen für die Erreichung von Zielsetzungen eingeführt. Auch der soziale Bereich wurde ausgebaut. Aktuell arbeitet das Research-Team an der Integration von zusätzlichen Fragen zum Thema Biodiversität. 

Eine große Rolle spielt der Nachhaltigkeitsbeirat. Wie fällt ihr Fazit zu seinem Wirken aus?

Es war uns von Anfang an ein besonderes Anliegen, auf die Erfahrung und das Wissen von ausgewiesenen Expert*innen wie u.a. Prof. Dr. Ernst Ulrich Weizsäcker, Prof. Dr. Claudia Kemfert, Dr. Monika Griefahn, Prof. Timo Busch oder auch NGO-Repräsentanten wie Alexander Porschke vom NABU und Stefan Zirpel vom WWF zurückgreifen zu können. Deswegen haben wir einen Nachhaltigkeitsbeirat als sozial-ökologisches Entscheidungsgremium etabliert. Ausschließlich die 16 Mitglieder dieses Beirats entscheiden darüber, ob ein Titel in das Anlageuniversum des B.A.U.M. Fair Future Fonds aufgenommen werden kann – oder nicht.

Die Expert*innen helfen uns sehr, unser Nachhaltigkeitsverständnis stetig weiterzuentwickeln und eine hohe sozial-ökologische Qualität des Anlageuniversums sicherzustellen. Beispielsweise diskutierten sie, wie mit Unternehmen umzugehen ist, die weiterhin wirtschaftliche Verflechtungen zu Russland unterhalten. Ein Workshop mit Dr. Anna-Maija Mertens (Geschäftsführerin von Transparency International Deutschland) zu den Themen Compliance & Governance erlaubte uns zudem, unsere Kriterien weiter nachzuschärfen. Ebenfalls haben sie wertvolle Kontakte hergestellt. Jüngst im September hat sich das Research-Team mit Spezialisten des WWF ausgetauscht, um Bewertungskriterien für das Thema Biodiversität zu besprechen. Diese Beispiele zeigen, welche wertvollen Impulse der Beirat in den vergangenen Jahren geben konnte. 

Was heißt dies unter dem Strich? Wie viele Titel kommen tatsächlich in das Anlageuniversum? 

Hier sind wir sehr wählerisch, wie sich zum Beispiel an einer Auswertung der elften Sitzung des Nachhaltigkeitsbeirats Ende 2022 ablesen lässt. Von den insgesamt 300 Unternehmen, die wir als Green Growth Futura für den Beirat geprüft haben, wurden lediglich sechs in das Anlageuniversum aufgenommen. Diese „Erfolgsquote“ von zwei bis drei, maximal fünf Prozent, bei der Unternehmensauswahl hat sich in den letzten Jahren bestätigt. 

Von Anfang an spielte auch der direkte Dialog mit den Unternehmen (auch Engagement genannt) eine große Rolle. Welche Engagement-Strategie haben Sie in den vergangenen fünf Jahren verfolgt? 

Unser Engagement-Ansatz zielt darauf ab, die Unternehmen innerhalb des Anlageuniversums mit Impulsen für ihre nachhaltige Transformation zu unterstützen. Im Austausch mit Unternehmen außerhalb des Anlageuniversums erfragen wir fehlende Informationen und erläutern, unter welchen Umständen wir eine Aufnahme in das Anlageuniversum in Betracht ziehen. Wir sehen also im Engagement mit Unternehmen den größten Wirkungshebel für die Beschleunigung der nachhaltigen Transformation, insbesondere im deutschen Mittelstand.

Seit 2022 beschäftigen wir uns zudem verstärkt mit Klima-Engagement. Wir sprechen Unternehmen an, die innerhalb des Anlageuniversums am unteren Ende der Bewertung sind. Gemeinsam besprechen wir mit den Unternehmen Optimierungspotentiale. Ebenfalls haben wir alle Unternehmen des Anlageuniversums persönlich angesprochen, die im Rahmen des Carbon Disclosure Projekt (CDP) systematisch keine Eigenauskunft abgeben wollten. 

Haben Sie ein paar Kennzahlen für uns: Wie reagieren Unternehmen auf Ihre Anfragen? 

In den vergangenen 12 Monaten haben wir 81 Unternehmen kontaktiert. Mehr als die Hälfte, genauer gesagt 52 Prozent, hat auf unsere Anfragen reagiert. Zu Gute kommt uns hier sicherlich, dass wir viele deutsche Titel im Portfolio haben. Hier sind die Wege kürzer und es gibt keine Sprachbarrieren. In den Gesprächen haben wir die Unternehmen auf schwache Klimakennzahlen oder mangelnde Berichterstattung im sozialen Bereich aufmerksam gemacht, ihnen unseren Bewertungsansatz vorgestellt und wie sie darin abschneiden sowie kritische Rückfragen zu potenziellen Verstößen gegen Ausschlusskriterien gestellt. Bisher wurde dies sehr positiv von Unternehmen aufgenommen, viele schätzen unseren Blick von außen und gaben an, unsere Vorschläge weiter im Unternehmen diskutieren zu wollen. Uns wurde auch weiter bestätigt, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung im Mittelstand weiterhin eine große Herausforderung für die Unternehmen darstellt, aber oft auch schon Maßnahmen geplant sind, über die noch nicht berichtet wurde. So bestätigte sich für uns, dass das Engagement der richtige Weg ist, um in beide Richtungen Informationsasymmetrien abzubauen.

Werden die Unternehmen auch nach der Aufnahme weiterhin beobachtet? Gab es Ausschlüsse aus dem Universum für den B.A.U.M. Fair Future Fonds? 

Um zu gewährleisten, dass einstmalig als geeignet eingestufte Unternehmen die strengen Nachhaltigkeitskriterien auch weiterhin erfüllen und der Fonds seinem Qualitätsanspruch kontinuierlich gerecht werden kann, betreibt das Nachhaltigkeitsresearch-Team der GGF ein kontinuierliches Monitoring der Unternehmen. In Fällen, in denen Auffälligkeiten oder Kontroversen auftreten, muss der Nachhaltigkeitsbeirat über den Verbleib des betroffenen Unternehmens im Anlageuniversum beraten.

Gleichzeitig wird mit den betroffenen Unternehmen Rücksprache gehalten, um diesen eine Stellungnahme zu ermöglichen, offene Fragen zu klären und Verbesserungen anzuregen. In den fünf Jahren seit Auflage des Fonds kam es so bisher in 12 Fällen zum Ausschluss eines Unternehmens aus dem Anlageuniversum. Eine Entscheidung, die folgerichtig das Desinvestment innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens notwendig macht. 2023 kam es zu dem Ausschluss eines Unternehmens aus dem Anlageuniversum, bei dem wir bei einem Tochterunternehmen einen Verstoß gegen ein Ausschlusskriterium feststellten. Wir haben mit dem Unternehmen Kontakt aufgenommen und um eine Stellungnahme sowie die Erläuterung weiterer Maßnahmen gebeten, die solche Vorfälle in Zukunft verhindern sollen. Trotz erfolgter Stellungnahme des Unternehmens wurde der Verstoß vom Nachhaltigkeitsbeirat als so schwerwiegend eingestuft, dass das Unternehmen letztlich aus dem Anlageuniversum entfernt wurde. Hier zeigt sich die Stringenz in unserer Arbeit.

Eine weitere Besonderheit des Fonds ist, dass Teile der Managementvergütung dafür genutzt werden, Kinderhilfsprojekte finanziell zu unterstützen. Geben Sie uns doch gerne einen Einblick? Wie viel Geld floss in die Projekte? An welches Projekt erinnern Sie sich gerne zurück?  

Bis zum letzten Geschäftsjahresende haben wir insgesamt rund 1,6 Millionen Euro an über 90 verschiedene Kinderprojekte weltweit gespendet. Ich freue mich besonders, dass wir im vergangenen Jahr schnell und unbürokratisch reagieren konnten als der Krieg in der Ukraine ausbrach. Der Ukraine-Krieg brachte unendliches Leid und Trauer für viele ukrainische Familien. Zahlreiche Frauen sind mit ihren Kindern auch nach Hamburg geflüchtet, wo das Hamburger Abendblatt eine vorbildliche Unterstützungsaktion mit „Schrödingers City Kids“ initiierte und dafür dringend weitere finanzielle Mittel benötigte. Hier konnten wir direkt finanziell unterstützen und vielen ukrainischen Familien einen Zufluchtsort in Hamburg ermöglichen. Übrigens haben alle unsere Stiftungsprojekte einen sozialen Impact und alle Spenden werden zu 100 Prozent für die Projekte eingesetzt, da die Stiftung Chancen für Kinder seit ihrer Gründung 2004 ohne Personalkosten auskommt und komplett ehrenamtlich arbeitet.  

Wir haben viel über Ihren internen Ansatz gesprochen. Gibt es auch externe Urteile zur Nachhaltigkeit des Fonds?

Wir freuen uns sehr darüber, dass der B.A.U.M. Fair Future Fonds vom Fachmagazin ECOreporter das ECOreporter-Nachhaltigkeitssiegel erhalten hat. Der Test hebt das strenge Auswahlverfahren, den unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat sowie die Spenden an Kinderhilfsprojekte positiv hervor. Der Fonds gehört im Bereich Nachhaltigkeit zu den besten zehn Aktienfonds, die ECOreporter in den letzten Jahren getestet hat. 

Ebenfalls sehen wir es als eine Bestätigung unserer Arbeit, dass die Plattform faire-fonds.info, die von den Nichtregierungsorganisationen Facing Finance sowie urgewald betrieben wird, bei unserem Fonds keine kontroversen Unternehmensbeteiligungen identifiziert hat. Von den knapp 3.000 untersuchten Fonds schaffen dies nur 10 Prozent. 

Lassen Sie uns zum Schluss einen Ausblick wagen: Wie schauen Sie auf die kommenden 5 Jahre? Was möchten Sie Anleger*innen auf den Weg gehen?

Wir sind zuversichtlich, die Erfolgsstory des Fonds in den kommenden Jahren fortzusetzen. Der Mittelstand ist und bleibt ein Schlüssel für die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft. Mit aller Kraft werden wir daran arbeiten, börsennotierte Mittelständler auf diesem Weg zu begleiten. Selbstverständlich werden wir dabei unserem hohen sozial-ökologischen Anspruch bei der Auswahl der Unternehmen für den Fonds treu bleiben. Mit unseren Expert*innen aus dem Nachhaltigkeitsbeirat sowie dem erworbenen Wissen der vergangenen 5 Jahre werden wir uns zudem noch stärker so kritischen Themen wie dem Erhalt der Biodiversität widmen. Und wir werden unsere Engagement-Tätigkeiten intensivieren, da wir hier einen großen Hebel für die Transformation zu einer sozial-ökologischen Wirtschaft sehen.

Ein Thema, das für mich darüber hinaus besonders wichtig ist und ich abschließend noch erwähnen möchte, ist die gezielte Altersvorsorge durch ein verstärktes Anlegen in nachhaltigen Fonds. Hier kann unter langfristiger Betrachtung jede Sparerin und jeder Sparer schon früh beginnen, sich auch mit geringen Beträgen einen wichtigen finanziellen Beitrag für das Alter zu sichern.

Herr Gege, vielen Dank für das Gespräch

Hinweis: Angaben zur ökonomischen Entwicklung des Fonds finden Sie auf der Seite unseres Partners Universal-Investment GmbH: B.A.U.M. Fair Future Fonds A - Daten und Fakten - Universal Investment Fondsselektor (universal-investment.com) 

 

Rechtliche Hinweise:  

Die Angaben dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar.   

Sie richten sich nicht an natürliche und juristische Personen, deren Wohn- bzw. Geschäftssitz einer ausländischen Rechtsordnung unterliegt, die für die Verbreitung derartiger Angaben Beschränkungen vorsieht, insbesondere nicht für US-amerikanische Staatsbürger oder Personen mit Wohnsitz bzw. ständigem Aufenthalt in den USA.   

Alleinige Grundlage für den Kauf von Fondsanteilen sind die Verkaufsunterlagen (Basisinformationsblatt, aktueller Verkaufsprospekt inklusive Anlagebedingungen sowie letztverfügbarer Halbjahres- und Jahresbericht). Eine aktuelle Version der Verkaufsunterlagen in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos in Papierfassung bei der Verwahrstelle, der Verwaltungsgesellschaft sowie im Internet unter www.universal-investment.com und www.gls-investments.de.  

Das Investmentvermögen weist ein nicht auszuschließendes Risiko erhöhter Volatilität auf, d.h. in kurzen Zeiträumen nach oben oder unten stark schwankender Anteilspreise. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung und garantiert nicht notwendigerweise positive Entwicklungen in der Zukunft.   

Bei der Darstellung der Wertentwicklung handelt es sich um Nettowerte. Der Wert kann sich um individuell anfallende Depotkosten vermindern. Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte den aktuellen Verkaufsunterlagen.